Völkervermehrung bei Bienen

Die Ablegerbildung dient zur Vermehrung von Bienenvölkern. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten diese zu bilden. Wir möchten hier vorstellen, wie es in unserer Imkerei durchgeführt wird und warum wir es so tun.

Anfragen zu Bienenvölkern erhalten wir oft von Personen die neu in die Imkerei eingestiegen sind oder einsteigen wollen. Daher möchten wir das Thema bewusst etwas ausführlicher beschreiben.

Das Wichtigste vorab- für erfahrene Imker

Ableger eines Bienenvolkes im Frühling
  • Die Völker wurden im Vorjahr als Ableger gebildet. Die Abgabe erfolgt nach der Durchlenzung und damit in unserer Region meistens im April
  • Wir arbeiten teilweise im Radius einer geschützten Belegstelle. Der Einsatz der Carnica Biene ist daher für uns obligatorisch
  • Als Format setzten wir Zander ein
  • Der Zuchtstoff für die F1 Königinnen stammt von einem regionalen Bieneninstitut
  • Wir arbeiten mit einem Brutraum Zander. Die Ableger sind daher zehn Waben groß

Königin im Bienenvolk

Die Bienenkönigin bestimmt durch ihre Eiablage viele Eigenschaften des gesamten Bienenvolkes. Sie hat damit maßgeblichen Einfluss auf das zukünftige Bienenvolk. Zum Beispiel ob es besonders resistent gegen Krankheiten und Milben ist, oder wie sanftmütig und leistungsstark es sich verhält.

Alle Eigenschaften müssen sich erst beweisen. Bienen sind Lebewesen, deren Entwicklung einer Vielzahl von Parametern im Jahresverlauf unterliegt. Dazu zählen unter anderem der Standort, das Nektarangebot, die Pollenversorgung, der Trachtverlauf und die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln im Flugkreis.

Für uns ist es daher schleierhaft, wie manche Kollegen bereits in der Anzeige versprechen können: „starke Völker!”, “leistungsstark!”, “sanftmütig“.

Wir sind überzeugt, dass sich alle Eigenschaften erst herausstellen müssen. Eine tatsächliche Beurteilung ist, aus unserer Sicht, erst vor der zweiten Überwinterung möglich. Dann ist bekannt wie sich das Volk zum Beispiel in einer Trachtpause, bei Hitze, und bei Trockenheit verhält. Auch die Resistenz gegen Milben und Krankheiten sowie der Honigertrag kann erst dann beurteilt werden.

Wir versprechen, dass alle Ableger eine sorgfältig vermehrte Königin erhalten. Dabei gehen wir wie folgt vor:

  • Die Larve, aus der die Königin entsteht, kommt von einer sogenannten Reinzuchtkönigin. Sie kann damit als F1 bezeichnet werden. Wir kaufen diese in der Regel bei einem regionalen Bieneninstitut zu. Den Körschein des Volkes, aus dem die Larven entnommen sind, erhält jeder Käufer unserer Ableger
  • Wir starten die Pflege in einem sogenannten Sammelbrutableger
  • Ab dem fünften Tag werden die Königinnenzellen in einem Brutschrank zu Ende gepflegt
  • Nach Schlupf kommen die Königinnen in ein sehr kleines Bienenvolk eine sogenannte Begattungseinheit. Darin lassen wir die Königin standbegatten
  • Wenige Ortschaften entfernt betreiben einige sehr arrangierte Imkerkollegen eine Belegstelle (an der Stelle ausdrücklich vielen Dank dafür). Trotzdem ziehen wir die Standbegattung vor. Wir sind überzeugt, dass sich nur hier die tatsächlich stärksten Drohnen durchsetzen. Im Gegensatz zu dem „Drohnenschirm“ einer Belegstelle

Ablegerbildung

Nachdem eine „reife“ Königin zur Verfügung steht, bilden wir einen sogenannten Kunstschwarm mit einem Gewicht von etwa drei Kilogramm. Bei einem Kunstschwarm werden aus den Spendervölkern ausschließlich Bienen entnommen. Anschließend wird die Königin zugesetzt. Der Imker spricht vom einweiseln.

Dieses Verfahren ist der natürlichen Vermehrung der Bienen durch einen Schwarm sehr nah.

Die Entnahme von Brutwaben lehnen wir ausdrücklich ab. Warum erklären wir im Absatz zum Wachs und der Varrobehandlung.

Verwendetes Wachs

Unsere Ableger erstellen wir mit ausgebauten, unbebrüteten und hellen Waben aus dem Honigraum. Dort arbeiten wir grundsätzlich mit Mittelwänden.

Das eingesetzte Wachs hat für uns eine besondere Bedeutung. Gerne sprechen die Imker von dem Bien, also dem ganzen Bienenvolk als organisierte Einheit. Das Wachs ist darin wichtig zur Kommunikation, zum Übertragen von Duftstoffen, als Lagerstätte für die Vorräte und zur Aufzucht der Nachkommen. Es darf also keinesfalls als Betriebsmittel, sondern muss als Teil des Ganzen angesehen werden.

Wir arbeiten ausschließlich mit Wachs aus unserer Imkerei. Dabei wird ein möglichst großer Anteil verwendet, der erstmals zu einer Mittelwand verarbeitet wird. Dieses Wachs entsteht zum Beispiel bei der Entdeckelung der Honigwaben oder bei der Entnahme von Drohnenbrut. Nach der Umarbeitung der Wachsblöcke zu Mittelwänden erfolgt grundsätzlich eine Laboruntersuchung jeder Charge auf Wachsverfälschungen. Den Bericht erhält der Käufer unserer Völker.

Bienenwachs vor der Verarbeitung zu neuen Mittelwänden

Seuchenfreiheitsbescheinigung

Für den Standortwechsel des Bienenvolkes wird eine Seuchenfreiheitsbescheinigung benötigt. Diese stellt das zuständige Veterinäramt aus. Wir beantragen die Untersuchung stets aktuell. Die nötigen Proben aus dem Futter wird im Jahr des Völkerverkaufs erstellt. Damit ist ein weitgehend aktuelles Resultat sichergestellt. Aus unserer Sicht hat ein Ergebnis aus dem Vorjahr nur begrenzte Aussagekraft.

Umgangssprachlich wir die Seuchenfreiheitsbescheinigung oft Gesundheitszeugnis genannt. Es sagt aber tatsächlich nur sehr begrenzt etwas über die Gesundheit des Bienenvolkes aus. Es bescheinigt hauptsächlich die Seuchenfreiheit. Innerhalb von Deutschland ist dabei nur die amerikanische Faulbrut relevant. Trotz dieser Einschränkungen handelt es sich hier um ein wichtiges Dokument, das wir mit dem Bienenvolk an den Käufer übergeben.

Varroabehandlung

Die Varroamilbe kommt ursprünglich aus Asien und wurde um 1980 durch den Menschen nach Europa eingeschleppt. Sie ist in jedem Bienenvolk anzutreffen. Die heimischen Bienen konnten in dem vergleichsweisen kurzen Zeitraum noch keine natürlichen Abwehrmechanismen entwickeln. Daher ist ein in den Jahresverlauf integriertes Behandlungskonzept für eine erfolgreiche Bienenhaltung elementar.

Wir gehen dabei wie folgt vor:

  • Die Parasitierung findet auf den Bienen und in der Bienenbrut statt. In der Wissenschaft besteht weitgehendes Einvernehmen, dass sich etwa 80% der Milben in der Bienenbrut aufhalten. Zum Erstellen der Ableger verwenden wir keine Brutwaben. Daher ist die Startbelastung zunächst geringer als bei anderen Verfahren
  • Die wirkungsvollste Varroabehandlung findet im brutfreien Zustand statt. Die erste Behandlung findet daher zeitnah nach Erstellung des Ablegers und vor der Anlage von Brutzellen durch Sprühen mit Oxalsäure statt
  • Das nächste natürliche brutfreie Fenster entsteht bei uns in der zweiten Novemberhälfte. Während der kalten Jahreszeit möchten wir die Störungen der Völker möglichst klein halten. Daher sublimieren wir hier die Oxalsäure durch das Flugloch
  • Vor der Wintersonnenwende kontrollieren wir die im Volk vorhandenen Restmilben. Erforderlichenfalls erfolgt eine zweite bedarfsgerechte Behandlung

Der Gesetzgeber schreibt die Führung eines Behandlungsbuches vor. Dieses Dokument übergeben wir mit dem Bienenvolk an den Käufer.

Ableger bei der Behandlung der Bienen gegen die Varroamilbe

Wir haben mit dem Einsatz von Oxalsäure zur Bekämpfung der Varroamilbe die besten Erfahrungen gemacht. Es handelt sich um eine natürliche Säure, die sich nicht im Wachs anreichert, im brutfreien Zustand eine herausragende Wirksamkeit besitzt und vergleichsweise gut von den Bienen vertragen wird. Auch nach mehreren Jahren der Anwendung werden keine Resistenzen gebildet.

Verkauf von Bienenvölkern

Wir verkaufen regelmäßig im Frühjahr Bienenvölker. Sie haben Interesse?

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